LHASA, 18. August (Xinhua) -- Im Autonomen Gebiet Xizang im Südwesten Chinas ist die über 1.300 Jahre alte tibetische Schrift nun nahtlos in das moderne digitale Leben integriert.
Heute tauschen Smartphone-Nutzer Nachrichten in fehlerfreier tibetischer Schrift aus, Tempelbesucher überprüfen die Öffnungszeiten über mobile Apps und Krankenhauspatienten füllen Anmeldeformulare in ihrer Muttersprache aus. All dies ist das Ergebnis jahrzehntelanger Arbeit eines Forscherteams.
„Bei diesen alltäglichen digitalen Vorgängen vergisst man leicht, dass die tibetische Schrift erst vor etwa 30 Jahren digital verarbeitbar wurde“, sagte Nyima Tashi, ein führender Vertreter der tibetischen Informationstechnologie und Mitglied der Chinesischen Akademie der Ingenieurwissenschaften.
1988 schloss der damals 24-jährige Nyima Tashi sein Informatikstudium an der East China Normal University in Shanghai ab und wurde als Dozent an die Xizang-Universität berufen. Zu dieser Zeit steckte die tibetische Informationstechnologie noch in den Kinderschuhen und war weit davon entfernt, den gesellschaftlichen Anforderungen gerecht zu werden.
Vier Jahre später entwickelten Nyima Tashi und sein Team das Tibetan, Chinese and English Information Processing System, die erste von den lokalen Behörden zugelassene praktische Software für die tibetische Sprache.
Die Software wurde den IT-Bedürfnissen der Tibeter gerecht und fand breite Anwendung in der Bearbeitung von Regierungsdokumenten, der Erstellung von Lehrbüchern und der Erhaltung alter Bücher und Dokumente. Damit begann die Digitalisierung der tibetischen Sprache in der Region.
Als das Internet in den 1990er Jahren die Welt eroberte, wurden weltweit internationale Kodierungsstandards für Sprachen festgelegt. Von 1993 bis 1997 leitete Nyima Tashi sein Team bei der Ausarbeitung eines Vorschlags für einen Kodierungsstandard für die tibetische Schrift, der sechs Mal bei der Internationalen Organisation für Normung (ISO) eingereicht wurde.
„Jedes Land konnte sich um die Festlegung des Kodierungsstandards für die tibetische Sprache bewerben. Damals reichten auch Großbritannien, Irland und andere Länder Vorschläge ein“, erinnerte sich Nyima Tashi. „Aber China ist der Geburtsort der tibetischen Schrift, und es war unsere Verantwortung, ihre internationale Standardisierung sicherzustellen.“
Ein wissenschaftlich fundiertes Kodierungssystem musste die sprachlichen Nuancen erfassen, Mehrdeutigkeiten vermeiden und einen korrekten Informationsaustausch gewährleisten. Um die technischen Herausforderungen zu meistern, reisten Nyima Tashi und sein Team in mehrere Länder und nahmen an Arbeitstreffen und akademischen Diskussionen teil, um ihr Kodierungsschema zu verbessern.
Im Juli 1997 wurde Chinas Vorschlag für einen Kodierungsstandard für die tibetische Sprache schließlich von der ISO genehmigt und wurde Teil des universellen Zeichensatzes.
Damit war die tibetische Sprache die erste chinesische Minderheitensprache mit einem internationalen digitalen Standard. Dies bedeutet auch, dass die historische tibetische Schrift offiziell die Weltbühne betreten und das digitale Zeitalter erreicht hat.
Auf der Grundlage des neuen Standards richtete das Team von Nyima Tashi später über das China Education and Research Network den ersten Internet-Hub Xizangs an der Xizang-Universität ein und startete die erste Website der Region.
Mit der Einführung des Kodierungsstandards können digitale Mobiltelefone und Autotelefone endlich die tibetische Schrift korrekt anzeigen.
Selbst im heutigen Zeitalter der künstlichen Intelligenz ist es den jahrelangen Bemühungen der Forscher zu verdanken, dass antike tibetische Bücher und Dokumente durch Scannen und Identifizieren digital erfasst werden können, sodass die Technologie wirklich zum Einsatz kommen und zur digitalen Sicherung und Nutzung dieser historischen Bücher und Dokumente beitragen kann.
„Unsere Systeme werden nun in der regionalen Bibliothek und für den digitalen Schutz der antiken Bücher des Potala-Palasts eingesetzt“, sagte Yutso an der Xizang-Universität.
„Heute stützen sich jedes Mobiltelefon und jeder Computer weltweit, die unsere tibetische Sprache verarbeiten, auf den von China festgelegten Standard“, sagte Nyima Tashi mit Stolz.
(gemäß der Nachrichtenagentur Xinhua)





